Geflüchtete 2023

Manchmal bleibt so wenig übrig.

Als wir Ende September 2023 nach Armenien flogen, flohen die Menschen aus Berg-Karabach nach Armenien. Unsere Ankunft war nicht wie sonst voller Freude, nein, es war eine Atmosphäre der Anspannung, Trauer und Unsicherheit. Die Gespräche waren zum Teil durchdrungen mit Sarkasmus, was für mich schwierig war auszuhalten. Nur annährend konnten wir uns vorstellen, welche Sorgen und Nöte die Armenier um ihre Lieben in Berg-Karabach hatten und nun war die Grenze offen. Die Frage war, wie lange? Werden die Männer erschossen? Können alle fliehen oder geht die Grenze wieder zu?

Kaum waren wir angekommen, kontaktierte mich ein Pastor aus Berg-Karabach. Er wollte mit seiner Familie fliehen, aber nun kam hinzu, dass es in Berg-Karabach an einer Tankstelle eine Explosion gab und hunderte Armenier starben oder hatten schwere Verbrennungen. «So kann ich nicht fliehen», schrieb er, »ich muss zu meinen Leuten aus der Kirche schauen»…

Wie wunderbar war es doch, als wir ihn und seine Familie am Sonntag in der Kirche von Pastor Vardan trafen. Sie waren in der Nacht angereist, nach 36 Stunden Autofahrt. Es war ein sehr bewegender Moment, als wir uns in der Kirche begegneten, unterstützten wir (unser Team und alle Fürbitter) ihn doch im Gebet während der 9-monatigen Blockade. Er konnte im Parlament, in Berg Karabach, jeden Donnerstag eine Predigt halten und die Parlamentarier ermutigen, neben seiner Arbeit als Pastor einer Armenisch-Apostolischen Gemeinde. Wir hörten viele Wunder, z. B. hatte dieser Pastor 9 Monate lang immer Benzin, obschon es schon lange keines mehr gab und seine Anzeige auf Rot war…

 

Ende der 1. Woche trafen nach und nach liebe Freunde aus Berg-Karabach bei Ruth und Ruzanna ein, unserem Zuhause in Yerevan. Obschon viele Tränen flossen, erfüllte uns grosse Dankbarkeit, dass sie alle körperlich unversehrt angekommen waren. Stille, lange Umarmungen, Erleichterung und doch viel Schwere…